Kapitel 9 - Das Observatorium entsteht

Die beiden letzten Quartale des Jahres 1987 sahen die mannigfachen Aktivitäten, die zur langerwarteten Verwirklichung langjähriger Überlegungen und Pläne führten. Eine chronologische Übersicht mag deutlich machen, wie zügig nun diese Realisierung unserer Träume erfolgte.
Am 22.9.1987 wurde der Standort des künftigen Observatoriums durch Christoph Rother eingemessen. Das Fernrohr sollte auf ein Postament zu stehen kommen, das mit dem Pfeiler 23/49 fest verdübelt werden konnte. Das sicherte uns eine erschütterungsfreie Aufstellung des Hauptfernrohrs . Der Schutzbau sollte getrennt davon mit seiner Basisplatte auf der Dämmschicht des Unidaches ruhen. Erschütterungen , die sie bei der Begehung und bei der Bewegung der Kuppel erfuhr, sollten sich nicht aufs Fernrohr übertragen können. Eine Öffnung der Dachhaut, um den Kopf des Pfeilers 23/49 freizulegen, wurde erst vorgenommen, als das Wetteramt Trier eine sichere Wetterlage prognostizieren konnte. Der Aufbau des Fernrohrpostaments und seine Eindichtung erfolgten umgehend.

Am 19.10.1987 wurde die Basisplatte betoniert. Christoph Rother hatte eine Kolonne der Fa. Homa-Bau/Luxemburg dazu aktiviert. Die kreisrunde Schalung dafür war als Abfallstück der in Staffelstein bereits entstehenden Kuppel durch die Fa. Rach & Eberhard/Trier angeliefert worden.
In Staffelstein war am 2.10.1987 mit der Fertigung des Rohlings für unsere Kuppel begonnen worden.
Probleme gab es für die Farbgebung, da das verwendete Kunstharz schon in der Masse gefärbt werden sollte. Für außen wählten wir "silberweiß", für die Innenseite "blutorange" (RAL 2002) um nach außen eine möglichst geringe Aufnahme von Strahlungswärme über Tag und im Innern eine möglichst geringe Beeinträchtigung der Dunkeladaption des Beobachterauges zu erwirken.
Beides erwies sich in der Folge als revisionsbedürftig: "silberweiß" erwies sich in der Praxis als eher "graumetallic". Der Innenanstrich zeigte zwar die durch spektroskopische Vorprüfung als notwendig erkannten Eigenschaften, reflektierte aber wegen der glänzenden Oberfläche erhebliche Weißanteile eventuell einfallenden Störlichtes. Aufgrund eines eingeholten Laborberichtes entschlossen wir uns zu einem Außenanstrich mit Ral 9001 "cremeweiß" wegen der zu erwartenden geringsten Aufwärmung, im Innern war ein Anstrich mit Mattlack des Farbtons RAL 2002 nötig.

Am 24.11.1987 waren die Stahlkonstruktionen für die Kuppelmechanik bei Fa. Anton Heimbach/Trier fertig und konnten am 25.11. nach Staffelstein transportiert werden. An Ort und Stelle wurde in Anwesenheit des Statikers, Dipl. Ing. Istass/Trier und des Meisters der Fa. Anton. Heimbach, Kuhn, der Einbau ausgeführt. Es gab nur geringe Anpassungsprobleme.
Am 1.12.1987 wurde die Mechanik ausprobiert und erwies sich als tauglich.
So konnte denn am 7.12 1987 die fertige Kuppel nach Trier transportiert werden. Ein Fahrzeug des Tiefbauamtes der Stadt Trier besorgte uns das kostenlos.
Die Kuppel und der zylindrische Unterbau fand über Nacht auf dem Parkplatz der Uni einstweilen Aufstellung, um am nächsten Tag auf seinen künftigen Standort zu gelangen.
Am 8.12.1987, einem frostklaren Tag, wurden die beiden Teile des Schutzbaues, der zylindrische Unterbau und die darauf drehbare Kuppel unter den Klängen der Schülerband des HGT (Leitung OStR Siegfried Degenhardt) von einen Schwerlastkran der Fa. Steil, Trier, auf das 22m hohe Dach der Universität hochgehievt. Der Unterbau wurde von den Leuten der Firmen Anton Heimbach und Vanck auf der Basisplatte festgeschraubt, die Kuppel passgerecht aufgesetzt und durch Einbau der Niederhalterollen gesichert.

Es ist vollbracht!

Ein zahlreiches Publikum verfolgte diese Arbeiten mit großem Interesse. Umgehend wurde die Eindichtung vorgenommen. In den nachfolgenden Wochen ging es an den Innenausbau. Die Installation zweier getrennter Beleuchtungsanlagen für Weißlicht und für Rotlicht besorgte fachgerecht StR Walter Rauschan. Die Beobachterplattform wurde eingebaut. Eine Zugangstreppe erbaute StD Georg Friedrich Lütticken.
Am 13.1.1988 endlich fand das Fernrohr Aufstellung. Für die genaue Justierung brauchte es einige Zeit. Nun waren noch der Zuweg und das sichernde Geländer herzurichten, damit der praktische Betrieb aufgenommen werden konnte. Aber darüber sollte noch einige Zeit vergehen.
Am 21.1.1988 konnte der Verein in Zusammenarbeit mit der Geographischen Gesellschaft zu einem Vortrag des bekannten Astrophysikers Prof. Dr. Rudolf Kippenhahn/Garching mit dem Thema "Die Rätsel der Venus" einladen. Der Vortragende informierte eine zahlreiche Zuhörerschaft über die Ergebnisse der Satellitenerforschung dieses Planeten. Im weiteren Verlauf des Jahres 1988 wurden die Restarbeiten in und außerhalb der Kuppel erledigt. Im übrigen richteten sich unsere Anstrengungen auf die Vorbereitung einer neuerlichen Bausteinaktion der Trierer Schüler, die im Anschluss an die feierliche Eröffnung der Schulsternwarte stattfinden sollte. Als "Bausteine" planten wir 4 Postkartensätze zu 8 Bildern astronomischer Objekte, insbesondere von Satellitenaufnahmen des Erdmondes und der Planeten, aber auch von unserer Sternwarte und ihrem Hauptfernrohr. Zusammendrucke von je 16 solcher Bilder sollten als Poster angeboten werden. Die Negative der Bilder waren bei der DFVLR in Oberpfaffenhofen zu beschaffen, Fotovorlagen, Druckplatten und Folien herzustellen. Den Druck besorgte die werkseigene Druckerei der Fa. Reynolds-Tobacco/Trier kostenlos als ihren Spendenbeitrag.
Am 5.11.1988 endlich konnte die Sternwarte in einer Feierstunde eröffnet werden. Unserer Einladung dazu folgten viele Interessierte. Im Anschluss an den festlichen Akt besuchten viele auch das Observatorium, um sich ein erstes Bild zu machen.

   

 

Feierliche Eröffnung der Sternwarte Trier

Samstag, den 5. 11. 1988 um 10 Uhr c. t.
im Hörsaal H 3 der Universität Trier

Zur Einleitung
TOMMASO ALBINONI (+1750) Synfonia D-Dur 1. Satz: Allegro

Begrüßung durch den Vorsitzenden des Vereins Sternwarte Trier e.V.
StD a.D. Alfred Wagner

Es sprechen Grußworte:
Der Präsident der Universität Trier
Prof. Dr. J. Hasler
Der Vizepräsident der Universität Trier für den Fachbereich Geographie/Geowissenschaften
Prof. Dr. J.Negendank
Der Kulturbeigeordnete der Stadt Trier
W. Blankenburg
Der Leiter des Staatl. Hindenburg-Gymnasiums, Trier,
für die Direktoren der Trierer Gymnasien
OSTD. M.Lentz
Der Leiter des Städtischen Presseamtes, Trier,
für die ehemaligen Schüler
Dr. G. Lanfer
Der Schulsprecher des Staatl. Hindenburg-Gymnasiums, Trier,
für die heutigen Schüler
N. Steier

CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK (+1787): Gavotte aus "Armida"

Festvortrag
"Die Sonne - ein kosmischer Wechselstromgenerator"
Prof. Dr. W. Deinzer Universität Göttingen

Zum Ausklang:
JOSEPH HAYDN (+ 1809): Ouvertüre zur Oper "Il mondo de la luna"
Musik: Orchester des Friedrich- Spee- Gymnasiums, Trier Ehrang,
Leitung: StR W. Spiess

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