Kapitel 10 - Freude über das Erreichte, aber auch neue Aufgaben

So, nun stand sie, die langersehnte Schulsternwarte Trier, 22 m hoch auf dem Flachdach des Gebäudes B der Universität Trier.
Ein eigenwilliges Gebilde, nach Farbe und Form einzig seiner Aufgabe verpflichtet, wohlklimatisierter Schutzbau eines astronomischen Fernrohrs, unseres Fernrohrs zu sein, hinreichend komfortabel für Besucher und - natürlich - für die Vereinskasse erschwinglich und auf die Dauer zu bewirtschaften.
Entsprechend dem umfassenden Ausblick, den der Standort bot, war sie von allen erdenklichen Punkten der Umgebung aus sichtbar und - wie wir meinen - beherrschender, bekrönender Abschluss des Gebäudes, von dem es getragen wurde.
Nicht jeder war dieser unserer Ansicht über das wohlgelungene Werk, aber unsere Freude über das Erreichte war groß.

Jetzt ergaben sich neue Aufgaben:
- Es war wichtig, die für Trier und seine Umgebung neu erstellte Bildungseinrichtung allgemein bekannt zu machen.
- Es war wichtig, den laufenden Betrieb organisatorisch so zu gestalten, dass er mit den vorhandenen Mitteln praktikabel war.
- Es war insbesondere wichtig, den Kontakt zu den Gymnasien, die ja Träger der Institution waren, und ihren Schülern herzustellen und zu pflegen und bei diesen Schülern das Bewusstsein zu wecken, dass ihnen hier neue Möglichkeiten geboten wurden, eine hochinteressante Sache kennenzulernen und zum Gegenstand intensiverer Betrachtung zu machen: die Astronomie, die Lehre vom Kosmos. Ganz neu war jetzt, dass dies durch eigene Beobachtungen eigenes Erleben geschehen konnte.
- Und schließlich war es natürlich wichtig, den in Anspruch genommenen Kredit möglichst schnell abzutragen. Förderer und Spender waren zu finden.

Wir hatten bei allen Schritten auf dem Weg zu unserem Ziel die Presse informiert gehalten, die entsprechend berichtete, so dass das Werden der Sternwarte in der Öffentlichkeit interessiert verfolgt worden war.
Nun also galt es, die Möglichkeiten und die Leistungsfähigkeit der neuen Einrichtung dieser Öffentlichkeit unter Beweis zu stellen.
Als erste Maßnahme wurden für das Sommersemester 1989 und für das Wintersemester 1890/91 fünfstündige Volkshochschulkurse über Einführung in die Astronomie angeboten, die guten Zuspruch fanden (VHS Konz, VHS Welschbillig, VBW Schweich). Für weitere Gruppen der Volkshochschulen oder vergleichbarer Bildungseinrichtungen wurden Einzelführungen oder Vorträge geboten (VHS Trier, VHS Korlingen, katholische Erwachsenenbildung).
Die Intention war, nach Möglichkeit die gebotenen Vorträge oder Veranstaltungen durch praktische Beobachtungen im Observatorium zu ergänzen und entscheidend zu beleben, und so wurden die Veranstaltungen trotz der bestehenden räumlichen Schwierigkeiten möglichst auf die Universität in die Nähe des Observatoriums gelegt.
Natürlich waren die Möglichkeiten zu praktischer Beobachtung stark von den Beobachtungsbedingungen abhängig.
Aus diesem Grunde waren die Kurse in den jeweiligen Wintersemestern angesetzt, damit die Kursstunden in die Zeit nach Beendigung der bürgerlichen Dämmerung fielen. Das begrenzte natürlich die Auswahl der einer Beobachtung zugänglichen Objekte auf solche, die am Herbst- beziehungsweise Winterhimmel stehen.
Diese terminlich festgelegten Gelegenheiten, unsere Sternwarte Trier für Interessierte zu öffnen, wurde durch ein großzügiges Angebot ergänzt: Bei jedem günstigen Wetter konnte auf kurzfristigen Anruf hin ein Treffen auf der Sternwarte vereinbart werden.
Dieses Angebot wurde gerne in reichem Maße wahrgenommen. Es kamen Gruppen der verschiedensten Art: Es kamen Belegschaften von Betrieben, Clubs, Stammtischrunden, Gruppen aus Pfarreien, Familien, Jugendgruppen und viele Einzelinteressenten. Keiner wurde abgewiesen.
Mehrfach wurde den Gäste von Kindergeburtstagen ein Besuch der Sternwarte als krönender Abschluss ihrer Fete geboten.
Das Interesse war allgemein, aber auch die Anstrengungen für eine Gestaltung der Besuche nicht unbeträchtlich.
Selten konnte garantiert werden, dass Beobachtungen am Himmel in diese Gestaltung einbezogen werden konnten, das Wetter spielte halt nicht immer mit.
Um den Erwartungen der Besucher zu genügen, die wir unter keinen Umständen frustriert wieder nach Hause schicken wollten, wurden Ersatzprogramme bereitgehalten, die neben einer Besichtigung unserer Einrichtungen Darbietungen astronomischen Inhalts boten.
Als sehr hilfreich erwiesen sich die astronomischen Programme unseres Computers vom Typ ATARI 1040, mit dem Sternkarten, Simulationen der Himmelsbewegungen und von Planetengesetzen und vieles mehr geboten werden konnten.
Halbstündige Tondiaschauen wurden vorbereitet und konnten nach Bedarf eingesetzt werden.
Themen solcher Tondiaschauen, die aufgrund langjähriger Sammeltätigkeit von Bildmaterial geboten werden konnten, waren:

1. Die Einrichtungen der Sternwarte Trier
2. Geschichte der Astronomie Tl. 1 (Altertum bis Neuzeit)
3. Geschichte der Astronomie Tl. 2 (Astronomie seit Kopernikus)
4. Methoden der Astronomie Tl. 1 (Teleskope, Spektralanalyse, Astrofotografie)
5. Methoden der Astronomie Tl. 2 (Radioastronomie, Raumsonden)
6. Der Erdmond Tl. 1 (Bewegungen, Phasen, Finsternisse)
7. Der Erdmond Tl. 2 (Morphologie)
8. Die Sonne Tl. 1 (Phänomene)
9. Die Sonne Tl. 2 (Physik eines Fixsterns)
10. Voyager bei Uranus und Neptun

Diese Tondiaschauen waren auf eine Dauer von 30 Minuten angelegt, damit größere Besuchergruppen unterteilt werden konnten: Unsere Kuppel fasste maximal 10 Personen, so dass weitere Besucher in einem Raum der Universität warten mussten, bis nach einer halbstündigen Führung in der Kuppel die Reihe an sie kam. In der Wartezeit konnten sie eine der Diaschauen ansehen, die dann für den zunächst geführten Teil der Gruppe leicht nochmals gestartet werden konnte.
Eine weitere Möglichkeit, solchen Zuspruch zu meistern, schufen wir uns durch den Ankauf astronomischer Videobänder, die in ähnlicher Weise eingesetzt werden sollten. Unser Bestand umfasst heute Bänder mit folgenden Themen:

1. Der Jupiter, 30 min
2. Die Sonne, 17 min
3. Das Universum I: Im Reich der Sonnen, 60 min
4. Das Universum II: Tanz der Schwerkraft, 60 min
5. Das Universum III: Visionen der Unendlichkeit, 60 min
6. Das Universum IV: Reise ins Licht, 45 min
7. Der Stern von Bethlehem, 50 min
8. Der Planet Mars, 28 min
9. For all mankind (Geschichte der Mondlandungen)

Um die Apparatur zur Darbietung von Tondiaschauen gesichert aufbauen zu können, war es in jedem Falle notwendig, sich vorher von der Universitätsverwaltung einen geeigneten Raum zuweisen zu lassen. Das Verfahren dazu war meist recht belastend, musste doch selbst bei rechtzeitig vorher erfolgter Zuweisung am Tage der Benutzung vormittags auf der Universität der Schlüssel abgeholt werden.
Die Darbietung von Videobändern war weniger problematisch, hatten wir doch einen Videoschrank geschaffen, in dem Fernsehapparat und Recorder einsatzbereit im Foyer der 5. Etage untergebracht waren. 25 Stühle, die uns von der Universität zur Verfügung gestellt worden waren, standen ebenfalls bereit, bei Bedarf einer entsprechenden Besuchergruppe Sitzgelegenheiten in diesem Foyer zu schaffen.
Mit solchen Mitteln war es uns möglich, in den ersten Jahren für Hunderte von Besuchern Führungen zu veranstalten und astronomische Unterweisungen zu geben.
Diese unsere Aktivitäten hatten greifbare Ergebnisse im Hinblick auf die Tilgung unseres Kredits, da wir Spender und Förderer für unsere Sache gewannen. Vor allem bewahrheiteten sich die Vorhersagen, die unser Schatzmeister Heinz Eberhard seit je gemacht hatte: Die Spenden würden fließen, sobald die Sternwarte Gestalt gewonnen hätte und zum Anfassen konkret geworden wäre.

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