Kapitel 8 - Pläne für den Sternwarten Schutzbau auf dem Unidach

Besprechungen mit dem Bauamt Nord als der für die Universitätsgebäude zuständigen Baubehörde waren zu führen. Insbesondere war die Belastbarkeit des Daches zu klären, die sich aus der Art der Dachkonstruktion herleiten ließ.
Das Gebäude A/B der Universität ist um ein Tragwerk von Pfeilern herumgebaut, die in einem quadratischen Raster von 7,20m Seitenlänge stehen. Unsere Sternwarte sollte über dem Pfeiler 23/49 oder im Anschluss daran zu stehen kommen.
Erste Pläne erstellte unser Vereinsfreund Christoph Rother. Sie sahen zunächst eine quadratische Plattform 6m x 6m vor, auf dem ein wiederum quadratischer Unterbau von 4,50m x 4,50m x 2,00m aufgemauert werden sollte, Diesem wiederum wäre eine drehbare Kuppel aufgesetzt worden (15.5.85).
Ein weiterer Entwurf sah eine auf vier der genannten Pfeiler aufliegende Plattform vor, die wiederum den Fernrohrschutzbau trug. Dieser wäre dann nahe an die südöstliche Ecke des Daches zu stehen gekommen. Ein 2m breiter Umgang hätte nach Bedarf zur Aufstellung zusätzlicher Fernrohre dienen können.
Bei dieser Lösung wäre aber das fest aufzustellende Hauptfernrohr an eine Stelle des Daches zu stehen gekommen, die bei Erschütterungen die stärksten Schwingungen aufweist.
Es wurde diskutiert, ob bei zu erwartenden Windgeschwindigkeiten von ca. 120km/h der Kuppelbau mit Stahlseilen seitlich abgespannt werden müsse. Dazu wiederum wäre es erforderlich geworden, die Mitte der Kuppel über den Pfeiler 23/49 zu legen, um die Seile zu drei Nachbarpfeilern spannen zu können.
Auch jetzt also waren viele Überlegungen anzustellen, um eine möglichst günstige Lösung zu finden.
Für den drehbaren Teil der Kuppel selbst wurden verschiedene Angebote eingeholt. Fertigkuppeln der Firmen Baader / München und Staudenmayer / Salach und eine Holzkonstruktion der Fa. Mohr-Holzbau / Trier standen zur Diskussion.
Unserem Schatzmeister Heinz Eberhard verdanken wir die zündende Idee, in unserer engeren Heimat Angebote zu eine Kuppel aus GFK (glasfaserverstärktes Kunstharz) bei der Fa. Vanck / Staffelstein einzuholen.
Dort wurden, so erfuhren wir, GFK-Silos mit 4m Durchmesser gefertigt, deren Boden und Deckfläche allerdings nicht halbkugelig sondern flacher, mit unterschiedlicher Krümmung ausgebildet waren.
Um vorhandene Formen benutzen und somit zusätzliche Formkosten vermeiden zu können, mussten wir also auf die für Sternwartenkuppeln typische Halbkugelform verzichten.
Erste Entwürfe sahen einen zylindrischen Unterbau vor, auf dem drehbar ein querliegender Halbzylinder mit abgerundeten Endflächen zu liegen gekommen wäre. Das hätte einen Fernrohrschutzbau ergeben, wie er für Meridianinstrumente (Durchgangsinstrumente) üblich, aber im Bewusstsein der Öffentlichkeit weniger bekannt ist.
Bei dem drehbaren Halbzylinder wäre indessen die Ausbildung der Grundfläche fertigungstechnisch wiederum aufwendig gewesen, so dass wir uns schließlich, einem Vorschlag der Fa. Vanck folgend, zu einer der heute verwirklichten Form bereits sehr ähnlichen entschlossen.
Nachdem solche, noch immer vorläufige Vorstellungen über das künftige Aussehen unserer Sternwarte gebildet waren, konnten wir Kostenvoranschläge einfordern und gewannen die folgende Kostenübersicht (Stand vom Mai 1986):

1. Kuppelgebäude (GFK) Rohbau ohne Mechanik gemäß Angebot der Fa. Vanck/Staffelstein 23.060.- DM
2. Mechanik(Führung der Kuppel und des Spaltschiebers gemäß Angebot der Fa. Anton Heimbach/Trier 10.884.- DM
3. Betonplatte und Zuweg gemäß Angebot der Fa. Lellinger/Trier 2.493.- DM
4. Eindichtung des Daches gemäß Angebot der Fa. Herbert Schütte/Trierweiler 1.568.- DM
5. Kran für die Montage gemäß Angebot der Fa. Steil GmbH./Trier 969.- DM
Zwischensumme 38.974.- DM
6. 10% für Unvorhergesehenes 3.897.- DM
Summe 42.871.- DM
Der Vermögensstand des Vereines war (Stand vom Juni 1986):  
1. Barvermögen 24.840.- DM
2. Coude-Refraktor u.a. Geräte 15.000.- DM
3. Grundvermögen 9.000.- DM
Summe   48.840.- DM

Zwar reichten die sofort verfügbaren Eigenmittel nicht aus, den Bau im Rahmen der Kostenvoranschläge ganz zu tragen, doch durften wir zuversichtlich sein, dass unser Vorhaben jetzt endlich wieder eine reelle Chance auf Verwirklichung hatte.
Am 3.6.1986 gab der damalige Kulturbeigeordnete der Stadt, Walter Blankenburg, dem Vorstand die Gelegenheit, ihm die neuen Pläne vorzutragen. Auf seinen Rat hin stellten wir am 30.6.1986 einen Antrag an die Stadt Trier um Hilfe bei der Schließung der Finanzierungslücke und um einen jährlichen Zuschuss zur Deckung der laufenden Kosten. Diesem Antrag wurde wohlwollend entsprochen.
Nun fehlte noch der Auftrag der Vereinsmitglieder an den Vorstand, auf der Basis des nun Erreichten den Bau zu betreiben.
Die Mitglieder wurden zum 6. 8. 1986 zu einer a. o. Versammlung in das Lokal "Blesius-Garten" in Olewig eingeladen und folgten dieser Einladung in großer Zahl. Es herrschte eine Aufbruchsstimmung ähnlich der zu Beginn der Vereinsgeschichte.

Der Vorstand wurde ermächtigt:

  • 1. den Gestattungsvertrag mit der Universität abzuschließen
  • 2. die notwendigen Aufträge zu erteilen
  • 3. die notwendigen Finanzierungsmaßnahmen zu tätigen

Am 3. 9. 1986 konnte der Vertrag in Gegenwart der Vizepräsidenten Prof. Dr. Jörg Hasler, Prof. Dr. Hans Braun, des Kanzlers Ignaz Bender, des Diplomgeologen Wolfgang Wagner, sowie des Vorstandes des Vereins Sternwarte Trier durch den Universitätspräsidenten Prof. Arnd Morkel und den Vorsitzenden des Vereins, Studiendirektor a. D. Alfred Wagner unterzeichnet werden.
Nun endlich, nach 20 Jahren der Planungen und der zahlreichen vergeblichen " Anläufe", konnten die nötigen Schritte zum Bau einer Sternwarte der Trierer Gymnasien auf dem Dach der Universität begangen werden.
Um den Bauantrag beim Hochbauamt der Stadt Trier, das sich plötzlich auch als zuständig erwies, stellen zu können, mussten ein detaillierter Bauplan und die statische Berechnung dazu erarbeitet werden. Diese Arbeit wurden uns vom Dipl. Ing. Bruno Isstass/Trier bis zum 1. 4. 1987 geleistet, so dass anschließend der Bauantrag gestellt werden konnte.
Geplant war jetzt ein Schutzbau nach Art einer der üblichen Sternwartenkuppeln, die möglichst ohne nennenswerte Eingriffe in die Bausubstanz des Universitätsgebäudes auf dessen Dach sturmsicher aufgesetzt werden konnte, allerdings noch immer in der Form der bei Vanck vorhandenen Formen.
Am 9. 6. 1987 lag der Bauschein vor. Am 7. 8. 1987 wurde Dipl. Ing. Christoph Rother/Trier mit der Bauleitung beauftragt. Zug um Zug konnten nun endgültige Aufträge erteilt werden.
Die infolge der statischen Berechnungen erforderlichen Änderungen ergaben neuerdings Gesamtkosten von 57.160.- DM.
Unser Schatzmeister, Heinz Eberhard, war trotz solcher unerwarteter Kostensteigerungen zuversichtlich. Der von der Stadtsparkasse eingeräumte Kredit deckte jeden bisherigen und auch einen eventuell noch zu erwartenden Kostenanstieg ab und Heinz Eberhard war zudem der optimistischen Meinung, dass Finanzierungslücken durch Spenden und Zuwendungen geschlossen werden könnten, sobald einmal eine Sternwarte zum Vorzeigen und Anfassen fertig erstellt sein würde. Sein Optimismus, der sich übrigens als voll gerechtfertigt erwiesen hat, war uns zu allen Zeiten und so auch bei den weiteren Entwicklungen stets eine wichtige Stütze.

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