Kapitel 6 - Ein mühsamer Weg über viele Stationen
Wir versuchten, eine bescheidenere Lösung mit Erweiterungsmöglichkeit zu finden, bei der zunächst nur ein Lehr- und Aufenthaltsraum mit Nebenräumen und eine nur kleine Beobachtungsplattform mit Schiebedach in Eigenleistung aufgeführt werden sollte mit der Möglichkeit, später eine größere Plattform anzubauen.
Hans Pohl legte eine Kostenaufstellung vor, die eine Gesamtsumme von 47 111.- DM für die Beschaffung der Baumaterialien auswies, wobei erhebliche Eigenleistungen hätten eingebracht werden können und müssen, um diese Summe zu erniedrigen.
Nicht in dieser Kostenaufstellung enthalten war die Realisierung der Auflagen, die uns die Stadt bei der Genehmigung der ursprünglichen, "großen" Lösung gemacht hatte, und die für die neu zu beantragende "kleine" Lösung in gleicher Weise gemacht worden wären.
Wir versuchten, durch ganz andersartige Lösungen preiswerter bauen zu können.
Im März 1973 holten wir Kostenvoranschläge für eine Lösung ein, die eine Stahlkonstruktion der Firma Rauen und Söhne in Salmtal-Dörbach für Schulungsraum und Beobachtungsraum zum Preise von 51.500.- DM vorsah. Zu diesen Kosten wären weitere 31.300. - DM für Fundamente und Keller angefallen und weiter natürlich die durch städtische Auflagen entstehenden. Auch das also keine preiswertere Lösung!
Wir überlegten, ob nicht (einstweilen) eine Kuppel auf dem begehbaren Flachdach des Hindenburg-Gymnasiums errichtet werden sollte, damit das inzwischen vorhandene leistungsfähige Coude-Fernrohr für die Astronomie an Trierer Schulen genutzt werden konnte. Selbst eine solche als Interimslösung gedachte Maßnahme, hätte allerdings dem Gedanken einer gemeinsamen Schulsternwarte leider nicht voll entsprochen, da sie zu eng mit einer einzelnen Schule verknüpft gewesen wäre. Dennoch wurde eine solche Interimslösung diskutiert und in verschiedenen Formen durchgespielt.
Wir dachten an eine Sternwartenkuppel aus Kunststoffbauteilen für Iglus (!) der Firma Riba in Siegsdorf (Obb.), die wir einstweilen auf dem Flachdach des Hindenburg-Gymnasiums aufgebaut hätten. Sie hätte uns etwa 10.000.- DM gekostet, wobei die Kosten für eine Adaption und für einen zylindrischen Unterbau noch nicht einkalkuliert waren. Ein Besuch bei der Herstellerfirma in Oberbayern brachte zwar eingehende Informationen, doch überzeugte uns diese Lösung nicht. (1974)
Der Gedanke, die Sternwarte aus fertigen Containern der Fa. Portokabin in Kaarst zusammenzustellen, war preislich auch nicht so vorteilhaft, wie zunächst gehofft. Auch war damit zu rechnen, dass solche Container nicht als einbruchsicher anzusehen waren und daher auf dem doch recht einsam gelegenen Grundstück bei Irsch gefährdet gewesen wären. (Angebot August 1977)
Ähnlich wäre eine Lösung gewesen, mehrere Beton-Fertigelemente der Fa. Trierer Kalk-, und Zementwerke (TKDZ) so zu kombinieren, dass ein für uns geeigneter Komplex entstand. 4 solcher Elemente hätten für 35.000.- DM eine nur wenig befriedigende Lösung gebracht (Angebot vom Juli 1977). Sieben Elemente hätten einen Komplex mit begehbarem Flachdach, Unterrichts- / Aufenthaltsraum, Toiletten und Nebengelass ergeben.
Die Planungen und ein entsprechendes Angebot (Oktober 1977) ergaben einen Kaufpreis von rd. 46 000.- DM , wozu noch erhebliche Unkosten für die Adaption der vom Raster abweichenden Elemente kommen mussten. Wieder keine passable Lösung! Auch diese Sache wurde nicht weiter verfolgt. Der Plan, einen Bau aus Stahlbetonfertigteilen der Fa. bbs GmbH Saarburg zu errichten, im Jahre 1978 diskutiert, hätte lt. Angebot der Firma ohne Innenausbau Kosten in Höhe von 92. 500.- DM verursacht. Auch dies eine teure Lösung, die zudem nicht recht überzeugen konnte.
Ein ganz anders gearteter Ansatz verfolgte die Idee, die Schulsternwarte an ein in Planung befindliches, vom Max-Planck-Gymnasium initiiertes Schullandheim anzubinden. Ein solches Schullandheim sollte in der Nähe von Kordel entstehen (Stand 1979).
Auf der Hochmark bei Kordel hätte sich ein geeigneter Standort finden lassen. Das Vorhaben bot Vorteile, aber auch erhebliche Nachteile.
Günstig für die Kostengestaltung wäre gewesen, dass lediglich die Errichtung eines Schutzbaues nötig geworden wäre, der Bau von Aufenthalts- und sonstigen Nebenräumen sich aber weitgehend erübrigt hätte.
Die Beobachtungsbedingungen an einem Standort, der weit außerhalb des relativ dichten bebauten Moseltales lag, waren als recht günstig einzuschätzen. Dem standen erhebliche Nachteile gegenüber.
Die Entfernung zu den Schulstandorten war so groß, dass eine Benutzung in Anlehnung an den regulären Schulbetrieb kaum möglich gewesen wäre. Eine für alle Schüler in gleicher Weise anzubietende Begegnung mit der Astronomie wäre nicht erreichbar gewesen, sondern hätte sich auf die das Schullandheim frequentierenden Schülergruppen beschränkt.
Auch die Idee, ein für alle Schulen in gleicher Weise nutzbares Observatorium zu schaffen, hätte durch die Anbindung an das von einer einzelnen Schule betriebene Schullandheim gelitten. Trotz solcher Bedenken wurde die Lösung diskutiert und untersucht. Geländebegehungen fanden statt. Unser Mitglied Ing. Christoph Rother lieferte kostenlos neue Baupläne.
Im Augenblick, in dem die Wahl des Standortes für ein Schullandheim dann nicht mehr auf Kordel fiel, sondern auf das noch weiter entfernt liegende Serrig, war auch die Anbindung unserer gemeinsamen Sternwarte an ein Schullandheim nicht mehr diskutabel.
Es schien wahrlich keinen Weg zu unserem Ziele einer gemeinsamen Schulsternwarte mehr zu geben. Von der ursprünglich so aussichtsreichen Möglichkeit, preiswert und schnell zu einer Realisierung zu kommen, konnte keine Rede mehr sein. Geblieben aber war die Verpflichtung, die wir uns in der Vereinssatzung in §1 auferlegt hatten. Geblieben war die Verpflichtung gegenüber der Öffentlichkeit, die so lautstark angesprochen worden war. Geblieben war die Verpflichtung gegenüber den Spendern und Förderern, die wir hatten gewinnen können.
Geblieben war insbesondere die Verpflichtung gegenüber den Schülern, denen eine interessante Möglichkeit der eigenen Bildung und inneren Bereicherung in Aussicht gestellt worden war und die sich so engagiert für deren Verwirklichung eingesetzt hatten. Nein, wir durften nicht aufgeben! Und es war gut. dass wir es nicht taten!
Die Frage, die von vordem durchaus engagierten Mitgliedern vielfach an mich gestellt wurde, lautete nicht mehr wie früher "Was macht denn unsere Sternwarte?" sondern jetzt hieß es: "Was macht denn Ihre Sternwarte?" Ein ungutes Zeichen!
Trotzdem: Wir durften nicht aufgeben.
