Kapitel 5 - Die Gründung des Vereins Schulsternwarte e. V.


Im Namen der Schulleitungen aller Trierer Gymnasien wurde für den 31. 1. 1966 ein Kreis von ca. 60 im öffentlichen Leben Triers bedeutenden Personen zu einer Informationsveranstaltung in das Lehrerzimmer des HGT eingeladen. Der Zuspruch war gut. Neben einer Darstellung der Werte , die eine Beschäftigung mit der Astronomie den Schülern vermitteln könnte, wurden Wege aufgezeigt, wie relativ leicht eine gemeinsame Schulsternwarte erstellt werden könnte.
Vorgeschlagen wurde, das ehemalige Funkhaus auf dem Kahlenberg zu pachten oder zu erwerben und unmittelbar südlich davon eine kleine Beobachtungsplattform mit abschiebbarem Flachdach für die feste Aufstellung eines oder mehrerer Fernrohre zu erbauen. Die Kosten hierfür wurden auf 38 000.- DM veranschlagt, wobei in dieser Summe die Anschaffung eines größeren Fernrohres mit 12 000.- zu Buche schlug.
Die Zustimmung zu diesem Vorhaben war allgemein; die Vereinsgründung wurde beschlossen. Ein von Regierungsdirektor Heinrich Probst erstellter Satzungsentwurf wurde als Grundlage einer Vereinsgründung vorgestellt, diskutiert und gebilligt.

In den Vorstand wurden gewählt:

  • OStR Alfred Wagner als Vorsitzender
  • RegDir Heinrich Probst als Schriftführer
  • Brauereidirektor Karl Bethge als Schatzmeister
  • Drogist Hans Pohl als Beisitzer
  • OStR Bernd Raussen als Beisitzer

Schon am 11.2.1966 wurde eine breitere Öffentlichkeit im Rahmen eines Diavortrags: "Astronomische Forschung in der heutigen Zeit" vor dem Verein für nützliche Forschungen, Trier, u.a. auch auf das neue Projekt hingewiesen und für den Verein Sternwarte geworben.
Am 7. 3. 1966 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister, am 13. 6. 1966 wurde die Gemeinnützigkeit anerkannt.
Hans Pohl war s. Zt. Schatzmeister des Elternvereins des HGT und, seit er an der Arbeitsgemeinschaft der Spiegelschleifer teilgenommen und für ein eigenes Fernrohr einen 20 cm - Spiegel geschliffen hatte, für die Astronomie gewonnen. Auf seine Anregung und Vermittlung erstellte Architekt Erich Hahmann kostenlos die Baupläne für einen Fernrohrschutzbau. Dessen Maße waren etwas reichlicher als die des ursprünglich geplanten Baues und hätten wahrscheinlich auch etwas höhere Kosten verursacht.
Dieser Entwurf lehnte sich an Pläne an, die uns von Astronomischen Arbeitskreis Wetzlar e.V. freundlicherweise überlassen worden waren. Die Sternfreunde in Wetzlar hatten im Jahre 1965 in Burgsolms eine beachtliche Amateursternwarte errichtet, deren Baupläne uns nun als Vorbild dienen konnten. Ich hatte die Eröffnung selbst miterlebt und reiche Anregungen gewonnen.
Überhaupt hatte ich auf vielen Reisen diverse Volks- und Amateursternwarten besucht, um mir ein Bild zu machen, und so waren mir die Feriensternwarte Calina über Lugano, die Volkssternwarten in Schaffhausen, München, Nürnberg, Recklinghausen, Berlin (Wilhelm-Förster-Sternwarte), die Amateursternwarten Wiebelskirchen, Saarland, Falkau, Schwarzwald, Burgsolms bekannt und für die eigenen Vorhaben zum Vorbild geworden.
Eine Initiative der Trierer Schüler, um die Jahreswende 1966/67 durchgeführt, erbrachte durch den Verkauf von "Bausteinen" ein schönes Ergebnis: 6860.- DM
Die Bausteine, Nachdrucke von vier Blättern der berühmten "Harmonia Macrocosmica" des Andreas Cellarius von 1660 (ein Original ist im Besitz der Stadtbibliothek Trier) verkauften sich zum Preise von je 1.- DM spielend. Die Herstellungskosten sowie die Druckkosten für die Vereinssatzung spendete Dir. Karl Bethge, Löwenbrauerei Trier, so dass wir praktisch keine Unkosten hatten.
Die Firma Laeis, Trier unter Direktor Kranz erstellte uns kostenlos die Entwürfe und die Statik für ein abschiebbares Flachdach (4.4. 1967).
Das Grundstück, das wir pachten oder kaufen wollten, wurde von unserem Vereinsmitglied Gerhard Heym im August 1967 kostenlos vermessen, die Grundrißpläne waren im Oktober 1967 fertig.
Wir stellten u.a. einen Antrag an das Ministerium für Unterricht und Kultus auf Gewährung eines Landeszuschusses für ein größeres Fernrohr. (24.2.1968)
Gedacht war an einen 150 mm Coude-Refraktor der Fa. Wachter. Bewilligt wurden am 24.7.1968 DM 9982.- DM unter der Auflage, dass zunächst der Schutzbau errichtet sein müsste. Dies bedeutete natürlich erhebliche Verzögerungen bei der Abrufung des Betrages, so dass das Fernrohr erst am 19.6.1970 bestellt werden konnte.
Die Verhandlungen wegen des Grundstücks und des darauf befindlichen Baues waren umgehend aufgenommen worden und führten zu einem Vertragsangebot der Vereinigten Hospitien über einen Erbpachtvertrag (22.2.1967).
Die weiteren Verhandlungen erwiesen sich jedoch als überaus zeitraubend und schwierig, weil die Besitzverhältnisse der Baulichkeiten ungeklärt waren.
Das ehemalige Funkhaus war in der Verwaltung der Bundesvermögensstelle, Grund und Boden gehörten den Vereinigten Hospitien, Trier, waren aber während des Westwallbaues ohne klare rechtliche Übereignung vom Deutschen Reich schlichtweg in Anspruch genommen worden. Diese Schwierigkeiten brachten ärgerliche Verzögerungen unseres Vorhabens und führten schließlich zu dessen Scheitern, weil inzwischen andere Entwicklungen abliefen.

         

Andererseits wäre die Benutzung diese Funkhauses für uns wahrscheinlich sehr günstig zu regeln gewesen, weil die Bundesvermögensstelle das Bauwerk der Stadt Trier zur Einrichtung einer Funkstelle des Zivilschutzes überstellen wollte. Die Stadt Trier hätte das Bauwerk wiederaufgebaut bzw. restauriert und es uns gemeinsam mit der Ortsgruppe des DARC (Funkamateure) "in Friedenszeiten" zur Nutzung überlassen (Zusagen durch den OB). Die erforderlichen Mittel in Höhe von 30 000.- DM waren im Rechnungsjahr 1969 im Etat der Stadt eingeplant.

Der vom Straßenneubauamt Trier ursprünglich dicht bei Neuhaus geplante Autobahnanschluß der projektierten A 48 an die B 51 wurde nach neueren Planungen verlegt und sollte nun unmittelbar über das von uns anvisierte Grundstück führen. Da wir bislang keinerlei Rechtstitel für einen Einspruch oder einen Entschädigungsanspruch hatten erwerben können, bedeutete dies das "Aus" für unsere Pläne.(Ende 1969)
Wieder war es Herr Pohl, der weiterwusste. Er machte sich stark, ein Grundstück südöstlich der Stadt nahe Irsch zu beschaffen, auf dem wir unsere Sternwarte würden errichten können. Schon in einer Vorstandssitzung am 1.12.1970 konnte er über ein geeignetes Grundstück und erste Verhandlungen mit dessen Eigentümer berichten.
Es kam zum Ankauf eines Grundstücks von 42,89 Ar Größe, an einem Südhang der Lage Unter Tombertal, Gemarkung Irsch gelegen, das uns 6200.- DM kostete (10.12.1970).
Architekt H. Hahmann erstellte uns neue Baupläne, denn jetzt war neben dem Schutzbau, der nach wie vor eine Plattform mit abschiebbarem Flachdach vorsah, auch die notwendigen Nebenräume zu planen und zu bauen (1.4.1971).
Kostenvoranschläge, die für dieses Projekt eingeholt wurden, ergaben eine voraussichtliche Bausumme von 76 316.- DM. Das Vereinsvermögen belief sich am Ende des Jahres 1970 auf 13 290.96 DM, so dass ein Kredit von ca. 60 000.- DM hätte aufgenommen werden müssen. Entsprechende Kreditzusagen der Stadtsparkasse Trier lagen vor.
Auf einer ordentlichen Mitgliederversammlung am 19.10.1970 wurde wegen des Ausscheidens bisheriger Vorstandsmitglieder ein neuer Vorstand gewählt.

In den Vorstand wurden gewählt:

  • StD Alfred Wagner als Vorsitzender
  • StD Valentin Probst als Schriftführer
  • Kaufmann Heinz Eberhard als Schatzmeister
  • Drogist Hans Pohl als Beisitzer
  • Architekt Hahmann als Beisitzer

Bauvoranfrage und Bauantrag wurden gestellt und auch positiv entschieden, allerdings mit einer Reihe von kostspieligen Auflagen, die wir nur schwer hätten erfüllen können und die uns schließlich veranlassten, von diesen unseren Plänen Abstand zu nehmen (2.3.1972).

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