Kapitel 11 - Unsere Sternwarte soll eine Schulsternwarte werden
Unter den Besuchergruppen, die den Weg zur Sternwarte fanden, waren uns Schulklassen natürlich besonders willkommen, weil deren Betreuung wenigstens annähernd dem in der Satzung erklärten Zweck des Vereins und seines Observatoriums entsprach. Von einer mehr systematischen gedachten Förderung eines astronomischen Unterrichtes oder der astronomischen Vertiefung verwandter Fächer konnte natürlich noch keine Rede sein, Dazu fehlte es an der personellen Besetzung bei uns wie auch an entsprechender Werbung bei den Schülern und Lehrern.
Ein Schritt hin zu diesem Ziel bestand in bereitwillig angebotenen Führungen in der Sternwarte. Als Programmpunkt an den Wandertagen der Schulen waren diese Führungen recht gefragt.
Eine weitere Möglichkeit, unsere Sternwarte und ihre Leistungen gerade in Schüler- und Lehrerkreisen publik zu machen, waren eigens vereinbarte Besuchstermine für Lerngruppen und Lehrer. Auch diese wurden von den Schulen in Trier und der näheren und auch weiteren Umgebung gerne wahrgenommen.
Schon vor der eigentlichen Eröffnung wurden Informationstreffen für Fachkollegen veranstaltet, so zwei im Mai 1988, weitere am 9. 6. und 23. 6. des gleichen Jahres.
Um auch in den Schulen zu werben, wurden Informationsblätter herausgebracht, die Monat für Monat die für eine Beobachtung günstigen Himmelssituationen und -objekte beschrieben und als Aushang in den Trierer Gymnasien auf die Existenz und die Möglichkeiten der Sternwarte Trier hinwiesen. Vom Juni 1988 an bis Dezember 1993 entstand so ein ganzer Band von je achtseitigen Monatsblättern, die für die Astronomie und ihre Pflege auf unserer Sternwarte Werbung machten.
Als Handreichungen für Einsteiger, insbesondere für solche Lehrer, die neu den Zugang zur Astronomie würden suchen wollen, entstand eine Reihe von Skripten:
1. Unser Fernrohr unter der Lupe
2. Astronomische Koordinaten, kein Problem
3. Astronomie mit dem Atari 1040
4. Visuelle Medien zur Astronomie
5. Hilfen zur Sonnenbeobachtung
6. Wie mag es gehen, dies Videozeug?
7. Atlas der Sternwarte Trier
8. Galileo Galilei: Und sie bewegt sich doch
Wichtig für unser Selbstverständnis als Träger einer zusätzlichen Bildungseinrichtung für die Gymnasien war, dass in der ersten Hälfte des Schuljahres 1990/91 mit einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft "Astronomie" einer Mittelstufen-Schülergruppe des Friedrich-Spee-Gymnasiums ein Anfang gemacht werden konnte, die Arbeit der Sternwarte enger in den praktischen Schulbetrieb einzubringen.
Unser Vereinsmitglied OStR Hartwig Schmitz betreute diese Schülergruppe.
In gleicher Weise erfreulich waren erste Ansätze, astronomische Themen im Rahmen von Physik-Facharbeiten in der Oberstufe aufgrund praktischer Beobachtungen zu erstellen.
Beispielhaft sind hierfür die Arbeiten von
- Svenja Knappe (MPG) : Bearbeitung der Keplerschen Gesetze und Verifizierung des dritten Gesetzes am Beispiel der Jupitermonde
- Alexander Thomann (AVG): Bestimmung der Sonnenrotationsdauer mit Hilfe von Sonnenflecken; Methoden zur optischen Sonnenbeobachtung
Leider waren dies nur Ansätze von allerdings exemplarischer Bedeutung, weil die Betreuung der Schüler, die sich solchen Aufgaben stellen wollten, doch recht zeitaufwendig war.
Eine wirkungsvolle Maßnahme, die "Sternwarte der Gymnasien auf der Uni Trier" im Bewusstsein der Schüler zu etablieren, war die im Sommer 1989 erfolgreich durchgeführte zweite Bausteinaktion der Schülerinnen und Schüler an den Trierer Gymnasien und am Gymnasium Konz.
Der Einsatz der Schüler und insbesondere auch der Lehrer , die sich bei der Aktion engagierten, brachte einen vollen Erfolg und ist dankbar zu würdigen.
Ergebnisse der Bausteinaktion 1989
| Max-Planck-Gymnasium | 5 160,00 DM |
| Friedrich-Spee-Gymnasium | 2 905,70 DM |
| Gymnasium Konz | 2 895,00 DM |
| Angela-Merici-Gymnasium | 2 586,00 DM |
| Friedrich-Wilhelm-Gymnasium | 2 064,00 DM |
| Hindenburg-Gymnasium | 1 707,00 DM |
| zusätzliche Spende der SMV des HGT | 1 000,00 DM |
| insgesamt: | 18 327,00 DM |
Für die Schüler mit den besten Sammelergebnissen hatten wir Buchpreise beziehungsweise eine ganztägige Besichtigungsfahrt zum Planetarium Mannheim und zur Sternwarte Heidelberg ausgelobt. Diese Fahrt fand dann - aus organisatorischen Gründen etwas spät, wie uns schien, am 13. 9. 1990 statt, zu einem Zeitpunkt also, zu dem die betreffenden Schüler die Klasse oder gar die Schule gewechselt hatten.
Immerhin verlief die Fahrt zu aller Zufriedenheit erfolgreich und fand das volle Interesse der auf diese Weise "belohnten" Schüler. Ihr eifriger Einsatz hatte nicht nur einem wichtigen Beitrag zur Finanzierung unserer Einrichtung, jetzt ihrer Sternwarte, gebracht, sondern, wichtiger noch, eine zusätzliche, wertvolle Legitimation:
Die Sternwarte war wirklich eine Sache der Schüler geworden, wie sie es anfänglich vor 23 Jahren schon einmal gewesen war, um dann leider in den langen Jahren der Mühen des Vereins und seiner Vorstände mehr und mehr aus dem Bewusstsein vieler nachfolgender Schülergenerationen zu verschwinden.
Alle diese unsere Maßnahmen, die Schulsternwarte wirklich als schulische Institution zu etablieren, konnten aber begreiflicherweise nur partielle Erfolge erbringen. Seit die ursprünglichen Träger der Idee mittlerweile längst ins Pensionsalter gelangt waren, fehlte es uns weitgehend an unmittelbaren Kontakten zur Schülerschaft in ihrer Gesamtheit.
Wenn wir dem Ziele gerecht werden wollten, die der Astronomie immanenten Bildungswerte für Triers Schüler zu verwirklichen, dann mussten wir darauf bedacht sein, Organisationsformen zu finden, die es möglich machten, stetiger und mehr in der Breite zu wirken.
Wünschenswert erschien es uns, wenn ein an einem der beteiligten Gymnasien amtierender Lehrer offiziell mit der pädagogischen Betreuung der Sternwarte und ihrer schulischen Aktivitäten beauftragt werden würde.
Angesichts der Tatsache, dass unsere Sternwarte aus der Initiative mehrerer Schulen und unter starkem Engagement der Schüler und der Elternschaft entstanden war und darin eine im Lande wohl einmalige Einrichtung darstellte, glaubten wir gute Aussichten zu haben, dass unsere Wunschvorstellungen Wirklichkeit werden könnten.
Anträge, eventuell eine entsprechende Planstelle einzurichten, wurden an den damaligen Kultusminister Dr. Georg Gölter und nach dem im März/April 1992 erfolgten Regierungswechsel an die Staatsministerin Dr. Rose Götte gerichtet.
Insbesondere unser Schriftführer, OStD Valentin Probst, machte es sich zur Aufgabe, in dieser Angelegenheit aktiv zu werden, nützte alle seine Kontakte und wandte sein gesamtes Verhandlungsgeschick auf, eine günstige Lösung zu erreichen. Diesen seinen Bemühungen ist es in allererster Linie zu danken, dass alle angesprochenen Personen unsere Anliegen mit Wohlwollen behandelten.
Im April 1992 war es so weit, dass Ministerialdirigent Dr. Krämer die Schulabteilung der Bezirksregierung Trier anweisen konnte, die Abordnung einer gymnasialen Lehrkraft mit halben Deputat zur Betreuung der Schulsternwarte Trier zu realisieren.
Mit Erlass vom 11. 8. 1992 wurde OStR Albert Schmitt, der sich auf einen entsprechenden Aushang hin hierzu gemeldet hatte, mit 11 Wochenstunden an die Schulsternwarte abgeordnet und betreut seither mit großem persönlichem Engagement die pädagogischen Aufgaben, die sich diese unsere Institution gestellt hat.
Am 5. 11. 1993 waren für unser Observatorium die ersten fünf Jahre seines Bestehens vollendet, Grund für uns, zwei "Tage der offenen Tür" zu veranstalten.
Zu unserem Glück hatten wir für die Vorbereitung dieser Veranstaltung reichliche Mühen aufgewendet.
Wenn wir mit etwa 100 oder 150 Interessenten gerechnet hatten, so wurden unsere Erwartungen weit übertroffen: Es kamen schon am ersten Tag, einem Freitag über 400 Besucher, am darauf folgenden Tag nochmals an die 80!
Gut, dass wir ein reichhaltiges Programm bieten konnten, obwohl die Witterung astronomische Beobachtungen nicht zuließ: Tobias Bösing stellte Kuppel und Instrumentarium vor.
Markus Weber führte in der Gebrauch drehbarer Sternkarten ein, wozu er ein überdimensionales Exemplar gebaut hatte.
Albert Schmitt hatte die Begrüßung der Besucher übernommen. Er stellte außerdem erstmalig die acht Tafeln vor, die er zum Aushang in den beteiligten Schulen gebaut und gestaltet hatte und die künftig in monatlichem Wechsel zwischen den Schulen ausgetauscht werden sollten. Sie boten (und bieten) neben den jeweils aktuellen Himmelsereignissen einen kurzen Text zu einem großformatigen Bild aus der Astronomie, das als Blickfang dient. Außerdem führte er Videobänder mit astronomischer Thematik vor.
Ich selbst stellte astronomische Programme auf dem ATARI vor und hielt parallel dazu die eine oder andere Tondiaschau in Gang.
Wir glauben, dass wir unsere Besucher von der erreichten Leistungsfähigkeit der Sternwarte der Gynmnasien auf der Uni Trier überzeugen konnten. In der kommenden Zeit würde sie gemäß ihrem Zweck als Schulsternwarte die Welt der Sterne den Schülern Triers näherbringen können.
